Sonntag, 27. November 2011

Folge 7: Frohes Fest!– Weihnachten im November

Ja, wieder einmal merke ich, dass ich einfach eine verdammte Spaßbremse bin und mich nicht adäquat in den gesellschaftlichen „Unterhaltungskanon“ einordnen kann…
Denn eigentlich ist es natürlich ein Grund zur Freude, ein Anlass um jubilierend durch die Straßen zu springen…eben einfach ein vorweihnachtliches Geschenk, das einem sogar über die Zeitdauer eines ganzen Monats  kredenzt wird.

Die Trabantenstadt der Ramschjünger – endlich haben Sie wieder die sonst so kalte Innenstadt eingenommen und beglücken uns mit alledem was man so braucht für das echte Weihnachtsgefühl.
Sie kommen von nah und fern, und alle folgen Sie dem hellsten Stern am Spaßfirmament, der sich nach Ansicht der Bibelforschung wahrscheinlich schon immer auf dem „Höchsten Weihnachtsbaum“ von wahlweise Deutschland, NRW, Ostwestfalen oder dem „Kreis Gütersloh“ befunden hat.
Ja, alle diejenigen, die das ganze Jahr über eine traurige Existenz auf Mittelalterjahrmärkten, Erotik-Messen, Tuning-Motorshows, Reptilienbörsen oder anderen Veranstaltungen „für ein ausgesuchtes Fachpublikum“ am Rande der Gesellschaft fristen müssen, haben jetzt Ihren großen Auftritt. Mit 3 km/h paradieren sie mit festlich geschmückten Traktoren und Tiefladern Sternförmig auf die zentrale Via Konsumalis zu  und nehmen Ihren angestammten Platz im Herzen der Stadt und des Autors ein…

Denn das Winter Wunderland (ganz tiefer Griff in die Mottenkiste des Stadtmarketing…) hat wieder einiges zu bieten und man weiß gar nicht, wo man sich vom aufgebrachten Konsummob zuerst hinschieben lassen soll. An jeder Ecke warten neben Müllbergen, Glasscherben und Kotzelachen tolle Attraktionen aus den Bereichen Gastronomie, Einkauf und Unterhaltung für die ganze Familie. Hier ist wirklich nur die Crème de la Crème der Ausstellerzunft vertreten, die erst nach sorgfältiger Prüfung der eingegangenen Schmiergeldzahlungen durch die korrupte Stadtbeamtenschaft Ihre Zulassung bekommen hat und auch noch zusätzlich die allgemein gültigen, strengen Vorschriften erfüllt.

Eine Standlizenz im Gastronomiebereich wird z.B. nur an Betreiber vergeben, die ganz fett im Geschäft  bzw. im „Fettgeschäft“ sind – denn die goldbraune Innungsregel lautet „Nichts, was nicht noch paniert oder aber zumindest doppelt Angebraten werde könnte!“. Ja, eine wahrlich zu Herzen gehende Angelegenheit diese „Lieb Den Leberkäs!“-Ernährung. Doch nur weil  die Fettsäuren alle gesättigt sind, ist das der Besucher ja noch lange nicht. Und so geht es gleich munter weiter und die Szenerie gewinnt zunehmend an Atmosphäre…

Dunkelheit legt sich über die Stadt und  die lokalen Stadtwerke sorgen dafür, dass das Problem der Lichtverschmutzung auch ohne Satellitenbilder sichtbar wird. Denn wenn den Geistigen Leuchten im Rathaus auch sonst keine 5 Watt Sparbirne aufgeht, dann muss aber doch bitte jetzt für einen Monat das Gemeine Fußvolk von einer vorweihnachtlichen Illumination geblendet werden, die uns auch hier mit schlechtem Beispiel VoR WEggehen lässt und den Stadtetat für Kultur und Bildung gleich im nächsten Braunkohlekraftwerk mitverfeuert.

Aus den Boxen ertönt wie jedes Jahr der „Running Gag“, der tatsächlich zum Davonlaufen ist - Wham!  mit "Last Christmas" - und unterlegt harmonisch das Gegröle der Fraktion: Blut + Wasser + X, die Ihren angestammten Clubsitz auf dem Mäces Parkplatz vorübergehend aufgegeben haben, um sich nun hier in Ruhe auf die nächste Bollerwagensaison vorzubereiten..
Der Glühwein fließt in Strömen und die armen Verkäufer kommen kaum noch nach mit dem Aufschneiden der Tetra Paks. Vorweihnachtlich wabert die Bratfettlohe durch die Budenstadt und die osteuropäischen Taschendiebe zeigen, dass auch Nehmen selig machen kann – vor allem wenn die die Geben, ihre gesamten Monatseinkünfte im offenen Rucksack als Bargeldspende offerieren oder sich überrascht zeigen, das die vertrauenswürdige Zigeunerin den Weg zum Bahnhof scheinbar doch alleine findet.

Um sicherzugehen, das auch die lieben Kleinen etwas vom besinnlichen Gemeinschaftsreihern hinter der Alten Kirche haben (es ist schließlich ein Familienfest)  werden Sie mit Ihren süßigkeitenbepackten Mägen noch 3, 4 Mal mit einem stilvollen Plastegaul oder einem traditionellen Pokémon Monster in die Runde geschickt  um unter der professionellen Moderation von ehemaligen QVC Verkäufern (Gern gehörter Satz: „Ja, ich sehe es sind nur noch 13 Plätze verfügbar – Seien Sie schnell…“) wieder 3 Kubikmeter Rosa Zuckerwatte hoch zu würgen…
In der Kirche herrscht dagegen jetzt noch Flaute, man will sich ja das einmalige Event zu Weihnachten nicht jetzt schon zerstören…und überhaupt als „moderner“ Katholik ist man wahrscheinlich ohnehin flexibel… nach einer Segnung durch Franziskus von Assi, mit seiner halblitrigen Gefolgschaft, geht wohl auch ein Abendmahl mit Glühwein und Lángos durch – der Glaube versetzt Berge…und Schamgrenzen irgendwo ins Nirwana:
 Als junge Frau auf dem Weihnachtsmarkt, weiß man wohl schon gar nicht mehr, ob einem da beim Massenkuscheln der Vater, der Sohn oder der Heilige Geist an den Hintern greift…

Aber Spaß hamm wa!
Und Geschenkideen gibt es da, der Wahnsinn! – Da kann aber jeder 1€ Laden abstinken:
Das halbe Erzgebirge wurde wieder Mal abgerodet um dem Waldsterben das niedliche Gesicht eines Sächsischen Bergparadisten zu geben und den Beweis zu liefern, das man selbst als Hinterwäldler den hässlichen Schwibbogen zur Klimakatastrophe schlagen kann. Die kleinen vietnamesischen Kinderkobolde in Santas„Sweatshop“werkstatt haben wieder im Akkord genäht um uns rechzeitig mit den neuesten Polyestertrends der Wintersaison zu erfreuen, wobei die Trendfarbe „krebsrot“ wieder ein „unter die Haut gehendes“ Trageerlebnis verspricht .
Und auch die volkswirtschaftliche Bedeutung der Ergotherapie erschließt sich einem sofort, wenn man sieht was Alles aus Ton zusammengeklumpt werden kann( …wer übrigens „handgemacht“ automatisch für einen Qualitätsbeweis hält, dem empfehle ich einen Ausflug ins lokale Pornokino…)
Aber im Zweifel ist natürlich Alles: „stilvoll“, „authentisch“, „traditionell“ und/oder ganz wichtig „individuell“.
In Zeiten, in denen der Nachbar so anonym ist, wie bei „Britt“ hinter der Schattenwand, und wir alle zu einem uniformierten Brei zusammenschwappen, da hat Alles mit „DEINEM NAMEN“ aber Hochkonjunktur wie iPhone 4S und Burnout.
Getreu dem Motto: Nur für Dich!: Aaron, Abbas, Abel…
Denn, bevor man nur eine unbedeutende Nummer in der Lotterie des Lebens ist, ist man dann doch lieber ein liebevoll vorgestanzter Name auf einem verschimmelten Reiskorn.
Dumm wäre nur, wenn man selbst da, mit den anderen zusammen in einen Sack gesteckt wird, dann wäre man vom Interessensniveau wahrscheinlich wieder beim umfallenden Pendant aus China.
 Aber na ja, ist auf jeden Fall ein Super Geschenk, das allenfalls noch
durch ein Freundschaftsband von der Tanke („…über 200 Namen vorrätig…“) getoppt werden kann und mich fast so anspricht, wie eine persönliche Grußbotschaft des Papstes oder ein exklusiv an mich gerichtetes Angebot des web.de Clubs

Aber es liegt einfach an mir, denn Massen von aggressiven Leuten mögen zwar irre sein, können sich aber sicher nicht irren. Also, raus mit euch und genießt die Zeit, es ist ja eine erschreckend lange Pause bis der Feierwahnsinn mit Karneval und Ostern wieder Fahrt aufnimmt…

Gute Nacht!

PS: Wer jetzt so richtig Lust auf den nächsten Weihnachtsmarktbesuch bekommen hat, oder generell auf Elendstourismus steht, dem empfehle ich die tolle Website


wo, sich eine komplette Auflistung der – ich zitiere – „Glanzlichter in Europa“ findet. Darunter auch solche Premiumevents wie die „Bücherbörse in Erkelenz“ oder das besinnliche „Tattoo 2011“ Festival in Berlin (…alle die jetzt schon von einem neckischen Rentierarschgeweih oder einem mystischen Tannenzapfentribal träumen, muss ich leider enttäuschen – Es handelt sich um ein vorweihnachtliches Militärmusikfestival mit Spitzenbesetzung (Royal Army of Oman…etc.).
Tja, schade um die Körperbemalung, aber trotzdem eine „besinnliche“ Vorstellung dieser Militärfatzkes mit einem rassigen „Jingle Bells Medley“ im nächsten „Schurkenstaat“ einzumarschieren um die (Fleisch-) Fetzen fliegen zu lassen…Operation „Santa Storm“ soll der „Achse des Bösen“ wohl Mal mit der Nuklearen Rute den Arsch versohlen, damit es selbst im Moslemland zu Weihnachten „strahlende“ Kinderaugen gibt und bei Obamas  der nächste Friedensnobelpreis unterm Baum liegt…).

Viel Spaß beim Stöbern und Besuchen…

Sonntag, 20. November 2011

Folge 6: *Stern*stunden der Werbeindustrie

                                                                                                                      Anzeige                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             
!!!!!KNALLER-TEXT!!!!!!!!!!!!! DER NEUE WALDKAUZ!!!!

Das ist das Beste was Sie je gelesen haben! Ein Text so voll gepackt mit Superlativen und Wahnsinnsattributen, dass ich davon ausgehe, das niemand überhaupt nur auf die Idee kommen könnte, nach dem eigentlichen Sinn oder Inhalt zu fragen.
Eine geistige Elaboration, wie Sie sonst nur die komplette ERGO- Marketingabteilung beim „Powerbrainstorming“ in der Tschechische Pufflandschaft zusammenlötet. Ein Geschreibsel, das Ihnen, verehrte dumpfbackige Leserschaft, mit dem Holzhammer die Kaufbotschaft ins Unterbewusstsein klöppeln soll und mit perfider, winkeladvokatischer Arschigkeit, die gesammelten Nachteile und Haken in Arial 1,5 irgendwo ins Reich der Mikrobiologie verbannt. Ein Wortgeseiere, das in den buntesten literarischen Farben schimmert, wie Kamelkotze in der aufgehenden Ägyptischen Morgensonne. Ein Husarenritt durch die Pampa der Deutschen Publikationsniederungen. Die klebrige Essenz des Schweinekapitalismus in  Reinform. Ein Werk das sämtliche Grenzen des Guten Geschmacks mühelos hinter sich lässt, um in Sphären vorzudringen, die außerhalb jeglicher normalmenschlicher Vorstellungskraft liegen. Eine nicht versiegen wollende Quelle des Schwachsinns. Ein Perpetuum mobile, das ununterbrochen den Bodensatz der schalen humanen Hirnsuppe an die Oberfläche fördert. Eine in Buchstaben gegossene Symphonie des Grauens.
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 Sämtliche Rechte der Marke „Der Abzocker“ sowie seiner Untermarken „Die Blutsauger“, „Die Dummdreisten“ und „Die Arschkrampen“ (inklusive dem „goldenen Arsch mit Ohren“- Logo) sind urheberrechtlich geschützt und ich beschäftige 3 Anwälte mit dem Spezialgebiet „Abmahnungen von der Stange“ sämtliche Zuwiderhandlungen zu verfolgen.
 Für die 5 Minuten Lebenszeit, die Sie mit dem Lesen dieses Textes verschwendet haben, gibt es kein Rückgaberecht. Das nächste Mal überlegen Sie sich vielleicht früher, ob Sie die Zeit nicht lieber damit füllen, dem Gras beim Wachsen zuzusehen.


    Wald.   Kauz.

 
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Gute Nacht!




Montag, 7. November 2011

Folge 5: "Sport1 - Tore, Titten, Träumereien..."

Tja, letztendlich bin ich eben auch nur ein Mann – und als solchem ist einem, neben der Vorliebe für Lautes Rumbrüllen nach (dem) Trinken und der Freude an gasförmigen Meinungsäußerungen, die Vorliebe für runde Formen ja schon in die Wiege gelegt.
Man muss also kein namhafter Tiefenpsychologe sein, um zu „analysieren“, dass auch bei mir die Affinität zu Bällen im Allgemeinen und zum Fußball im Besonderen praktisch schon evolutionsbiologisch auf dem y-Chromosom verankert liegt - Da kann man sich also als Mann genauso wenig wehren, wie gegen „das wirklich All…*lall*…etzte Bier bevor wir gehen…“.
Und da man ja „seinem“ Verein als echter Fan treuer ergeben ist,  als seiner Freundin oder hehren humanistischen Idealen, kann auch ich nicht verleugnen, dass ich trotz einer sportlichen und wirtschaftlichen Talfahrt, die selbst die FDP vor Neid erblassen lässt – also, dass ich trotz dieser Talfahrt noch immer „meinem“ KSC die Daumen drücke.
Das wir uns also wieder einmal in den Niederungen der Zweitligatabelle herumquälen, das alleine ist eigentlich nicht wirklich schlimm für mich (man entwickelt über die Jahre bei „lustigen“ Monopoly Spieleabenden im Bekanntenkreis oder Power Point Präsentationen, die sich auf 75 Folien auf das „Wesentliche“ beschränken,  eine gewisse Leidensfähigkeit…).
Auch, das wir statt in der Allianz Arena oder dem Signal Iduna Park, in der Trolli Arena oder dem Erzgebirgsstadion einlaufen, hake ich, ebenso wie eine Übernachtung im Gasthof „Zum Ranzigen Eber“, unter dem Punkt: „Rustikaler Charme“ oder „Fremdländische Exotik“ ab.
Ja, selbst Anstoßzeiten von 13.00 Uhr, die den Durchschnittsfan zu einem nahrhaften „Bier Brunch“ in der Stadiongastronomie zwingen, kann ich noch verschmerzen!
 Doch was mir langsam jeglichen Spaß an meinem geliebten Fußball raubt, das sind – neben Christiano Ronaldo, „Liga Cup“ und Sepp Blatter… - die Übertragungen auf „Sport1“.
Ich meine, der Sender hatte schon von Anfang an einen schweren Stand bei mir, weil: „Hey, das Ding heißt DSF! – DSF! DSF! Verdammt! Damit bin ich groß ge…na ja, sagen wir lieber, damit bin ich aufgewachsen. Meine Liebe zum Sport wurde maßgeblich durch Übertragungen wie Lumberjack, Traktor Pullers etc. geprägt und Superfan ist bis heute die Mutter aller Quizshows… und was ist daraus geworden – Eine „Multimedia Plattform“ – Toll! Gibt´s ja erst so wenige… Ein Glück, das Ihr nicht auf jeden fahrenden Zug aufspringt, sondern euch lieber gleich vor den nächsten stürzt – das nenn ich Mal Weitblick, wie man ihn sonst nur von den ZDF Zyklopen kennt.
Und eine klare Vorstellung, wen Ihr da mit in den Geistigen Abgrund stürzen wollt, habt Ihr ja auch, wie ich eurer Homepage entnommen habe. Denn dort steht wörtlich:

 „… Durch kontinuierliche Investitionen in reichweitenstarke Rechte und eine konsequente Ausrichtung an der Zielgruppe der 14 bis 49-jährigen Männer ist SPORT1 mit einem Männeranteil von 75 Prozent* eine der profilstärksten TV-Stationen im deutschen Fernsehmarkt.“

*(Anmerkung des Autors:…sind aber auch wirklich widerlich penetrant diese 25 % Mannsweiber… *kopfschüttel*)

– Aber toll ist das, Sport1! – das ist als würde auf rtl2.de stehen „…durch eine konsequente Ausrichtung auf die wachsende Gruppe der Gehirnamputierten, sind wir eine der profilstärksten TV-Stationen…“
Also, ich will mich kurz fassen: Bei Sport1 war ich von Anfang an so skeptisch wie bei der Einführung von „Elite Unis“, „knitterfreien Hemden“ oder „Fanta Pink Grapefruit“…und auch in diesem Falle sehe ich mich bestätigt!

Da lässt man sich nach einer  anstrengenden Uniwoche, in der die Tiefschlafphasen unangenehm oft durch das Wort „klausurrelevant“ gestört werden, Freitag abends erschöpft auf sein Sofa fallen, freut sich auf die Highlights solcher Partien, wie „FSV Frankfurt gegen Energie Cottbus“ oder „KSC gegen den MSV Duisburg“ und dann wird man bitterlich enttäuscht…

Es beginnt schon damit, dass man nicht weiß, wann bei diesem Sender die „Dauerwerbesendung“ zu Ende ist und wann die „normale“ Werbung beginnt… aus Langeweile bin ich schon kurz davor mir den Einstiegsband von „Historische Militärfahrzeuge“ zu bestellen, - vor allem weil es als Dreingabe für die ganz schnellen Anrufer noch ein Miniaturmodell des 65er Leopard I Panzers gibt, das sich super auf der Fensterbank neben der PACE Fahne  machen würde…
Da das Telefon aber außer Reichweite ist und ich es mir in meinem Kuscheloutfit aus schwarzer adidas Dorfjeans (großartiges Wort, Christina!) und kik Designerunterhemd (in der Trendfarbe sweatshop red) gerade so bequem gemacht habe, harre ich weiter aus. Zwischen diversen Werbeblöcken, die wiederum alle von irgendwem oder irgendetwas  präsentiert werden (Der Toyota Auris präsentiert die Toyota Handball Bundesliga powered by Toyota…usw.), befinde ich mich plötzlich im „hochmodernen“ Sport1 Newsroom Studio Ismaning, wo scheinbar sämtliche Breaking News der Internationalen Darts- und Curlingszene zusammenlaufen…und wer sind meine „Hosts“???

Tja, da haben die Fernsehmacher wohl eine tolle Idee zur Senkung der Personalkosten gehabt.
Jedenfalls werden jetzt sämtliche Fußballsendungen von den gleichen Tussen moderiert, die sich 2 Stunden später im Programm  mit einer Eleganz ausziehen, wie man sie sonst nur bei meinen„Step Aerobic“ Auftritten findet (>>> Ein Doppelhoch! Auf Allgemeine Sparzwänge und die Studienordnung!).
Da stehen dann diese beiden „Damen“ also live im Studio spielen sich mit unglaublichem Charisma und Fußballsachverstand gegenseitig an den…ähm…tschuldigung…die Bälle zu und man fragt sich,
 ob das jetzt das Vorspiel für die Berichterstattung über die Zweite Liga oder die Lesbenshow wenig später ist…(by the way: So richtig geil ist der Künstlername Julia Scharf auch nicht…ich finde Janine la Teen oder Adriana Analese doch irgendwie … „griffiger“…).

Na ja, - Generell ist ja nichts gegen Frauen in der Sportberichterstattung zu sagen und das die Kompetenzlatte (…aus der Schmuddelecke komme ich heute nicht mehr raus…), die Kerner & Co. aufgelegt haben, selbst in 20 cm hohen High Heels locker übersprungen werden kann, ist auch nicht das Thema, aber ich bin da noch „old school“ und möchte hiermit für den TV Laizismus plädieren:
Erst der Fußball, dann der Porno!
– Bei Heribert Fassbinder war der Erotische Höhepunkt jedenfalls schon nach seinem kecken „N` Abend allerseits!“ überschritten und man konnte sich auf das Spiel konzentrieren…
Und jetzt??? – Jetzt sülzen die irgendetwas vor sich hin (Was, das geht leider im männlichen „Discomodus“ – >>>Auditive wird zugunsten verstärkter visueller Wahrnehmung abgeschaltet – verloren…) und dann beginnt eine anderthalb - stündige Werbeveranstaltung für den (seit Ewigkeiten) neuen Suzuki Swift und Erdinger Weißbier.

 Zwischendrin wird dieser Werbemarathon zum Glück nur selten von kurzen Fußballschnipseln gestört – Das Ganze mit Bildmaterial Marke: „Habsch voll aus der Kurve mittm iPhone aufgenommen“ sowie D - Klasse Moderatoren die beim SAT1 Truck von der Resterampe gefallen sind und deren prägnanteste Botschaft es ist, dass „es nach nur einem Spot weiter geht…“ – Gewinnen kann man auch noch was – Wahrscheinlich einen Suzuki Swift…am Ende der Saison…für eine Woche…ohne Benzin…
Na ja - Dann wieder Erdinger, Suzuki Swift, Blondine…usw.
Ich nicke kurz weg und träume von einer nackten Blondine, die aus einem fahrenden Suzuki Swift die Sendung moderiert und derweil ein  Erdinger Weißbier trinkt. Als ich wieder zu mir komme, bin ich leicht verwirrt…
 Das „Hattrick die 2. Liga“ zu Ende ist, merke ich erst, als die Blondine mit einem Billardqueue herumhantiert…Sie braucht ewig um sich auszuziehen und ich warte permanent, wenn sie die Hand am Höschen hat auf den Satz „Nach nur einem Spot geht es weiter“…doch es passiert GAR NICHTS – müsste man wohl erst eine sms mit dem Stichwort „scharf“ an 5 Mal die 6 schicken…Ich beschließe schlafen zu gehen… Das der KSC verloren hat lese ich im Internet nach…
Welch ein gelungener Fußballabend!

Danke Sport1!

Freitag, 4. November 2011

Folge 4: "Fahrradstadt Bielefeld - Vorfahrt für den Wahnsinn!"


„Rückenwind: Fahrradstadt Bielefeld“ so heißt hier gerade eine aktuelle Ausstellung…
„Fahrradstadt Bielefeld“…, das muss man sich wirklich genüsslich auf der Zunge zergehen lassen, wie ein Toskanisches Trüffelparfait.
„Fahrradstadt Bielefeld“, das ist für mich genauso nahe liegend, wie „Öko Hauptstadt Bochum“ oder „Wohlfühloase Dachau“…
Denn die Stadt Bielefeld tut für Fahrradfahrer in etwa so viel, wie für Ihr bundesweites Image als Partyhochburg und Konzertmetropole (Ja, ja, Ihr Kölner, Hamburger etc. Ihr neidet uns vollkommen zu Recht solche regelmäßigen Highlights wie das Blockflötenkonzert von Hans-Jürgen-Hufeisen oder das Melancholie Festival mit Ron Diva und Freunden…).

„Fahrradstadt Bielefeld“ – wenn es jemanden gibt, der einen Hauptanteil daran hat, dass meine neue Heimat diesen Titel, aber so was von berechtigt trägt – dann ist es unser Oberster Verkehrsplaner!
Nein wirklich, - vom ersten Tag an hatte dieser Mann einen ganz großen Platz in meinem Herzen (und auf meiner persönlichen „Abschussliste“…) sicher und gilt bundesweit vollkommen zu Recht als eine Koryphäe auf dem Gebiet der „Entschleunigung“. Selten hat man Konfusion in so bewundernswerter Perfektion erlebt.
Man muss schon jahrelange Erfahrung in anderen Brandherden und Verkehrsknotenpunkten, wie dem Ostwestfälischen Moloch Borgholzhausen, gesammelt haben (wo noch das „Recht des Stärkeren Treckers“ gilt) um auf die Herausforderung von 2 oder gar 3-spurigen Hauptstrassen adäquate Lösungen zu finden.
Wo andere wieder in das unsägliche Deutsche „Gleichschaltungsdenken“ verfallen wären (Rot-Rot-Rot bzw. Grün-Grün-Grün), da kommt dieser Geistige Überflieger mit einer hochmodernen „Shuffle-Schaltung“ um die Ecke, die nicht nur Generation iPod vor Begeisterung und Vollbremsungen aus dem Fahrradsattel haut!
Entschleunigung! Das ist das Motto! Entschleunigung!
Und was soll ich sagen: Der Mann hat Recht! In dieser, unserer hektischen Zeit, da gönnen wir uns doch viel zu selten Mal einen Moment der Ruhe und Einkehr!
Da ist so eine Zwangspause auf der Verkehrsinsel doch eine angenehme Abwechslung – mit meiner poetischen Ader würde ich fast von einer „Oasenrast auf der Autobahn des Lebens“ sprechen wollen…
Ja, das sind diese kleinen Momente des Glücks, dort auf diesem Fleckchen Beton, das so breit ist, wie das Bett von Kate Moss.
Dort, wo man sanft von der Zugluft eines vorbeirauschenden Lastwagens umschmeichelt wird; wo das ölige Spritzwasser in sämtlichen Regenbogenfarben auf den Brillengläsern schimmert und man die Frische von „Cetan 55“,  a fragrance for and by MAN, einatmet.
Nein wirklich, diesem Mann verdanke ich – ebenso wie Herrn Grube (siehe vorheriger Post) einige der schönsten Momente meines Lebens.
Schade nur, dass er, -genau wie viele andere Wissenschaftspioniere, - zu Lebzeiten, nicht die Anerkennung erfährt, die ihm eigentlich gebührt…
Leute! Wirklich! Erkennt die grandiose Leistung dieses Menschen! Ich bin mir sicher: In ein paar Jahren werden nicht nur Sackgassen und Hohlwege nach dem Mann benannt, sondern selbst der Große Dr. Oetker, wird seinen Platz als Oberster Puddingkopf der Stadt abgeben müssen…
Daher fordere ich schon heute: „Wartet nicht, bis die bundesweite Öffentlichkeit die Verdienste dieses Genies erkennt und ihm mit 2-teiligen Biopics in der ARD (Mit Sebastian Koch als Planer und Veronica Ferres als Verkehrsinsel…) huldigt, sondern baut ihm schon heute ein Denkmal!!!
Gebührende Standorte wären meiner Meinung nach auf dem Hauptbahnhof – Ecke Links in dem Seitengang zum Klo… - oder aber gleich eingegliedert in das wunderbare Gesamtbild des Kesselbrink…
Doch nicht nur bei den Ampelschaltungen sind wir hier aber ganz weit vorne – auch bei der Bewahrung der historischen Bausubstanz aus dem Zweiten Weltkrieg (Filmtipp: „Im Gleichtritt zum Endsieg“ - Guido Knopp über Adolfs Geheimes Reichsradnetz)hängen wir den Rest der Republik aber um Meilen ab…
Und als zusätzliche Dreingabe ist das Radwegenetz auch noch als Geologische Erlebnisroute angelegt (Deutsche Schlaglochroute zwischen Bielefeld und Paderborn)bei der die metertiefen Krater einen interessanten Einblick in die Gesteinsstrukturen der hiesigen Erdkruste geben…

Man wäre allerdings nicht die Wissenschaftshochburg Bielefeld, würde man sich damit schon zufrieden geben! Nein, auch die Ausnutzung der Synergieeffekte die sich bei der Mehrfachnutzung von Fahrradwegen, als Standstreifen, Parkplatz und Altglassammelstelle ergeben, ist vorbildlich!
 Und auch, dass man jetzt im Herbst das Laub nicht nur liegen lässt, sondern gezielt auf den Radwegen „anhäuft“, um den vielen Stadtigeln, - die ja bevorzugt an Bordsteinkanten überwintern - , eine Behausung zu bieten, kann ich als Umweltfreund nur begrüßen…

Wenn ich dann manchmal, - vollkommen OHNE jeglichen Grund-, einfach nur weil ich so ein „CRAZY TYP“ bin, auf die Autofahrspur wechsele, dann – ja dann, bemerke ich innerhalb kürzester Zeit, dass auch die hiesige, Auto fahrende Bevölkerung neben „Arschloch“ und „Du Penner!“… „JA!“ sagt zur Fahrradstadt Bielefeld.
Getragen von einer Welle der Begeisterung und angespornt von einem Hupkonzert gegen das die Hochzeiten in Berlin Neukölln Kindergeburtstag sind, bemerke ich dann immer diese pulsierende Energie, die, - zusammen mit einigen FSK 18 Gedanken -  in mir hochsteigt. In diesen Fällen versuche ich, diese schönste Art der Anerkennung durch eine kleine Zugabe auf der linken Fahrspur zu würdigen…

Doch, „Fahrradstadt Bielefeld“, den Titel habt Ihr euch hier wirklich redlich verdient!
Nur an dem Slogan könntet Ihr vielleicht noch etwas arbeiten, - den finde ich fast noch etwas zu langweilig.
Wie wäre es denn mit:
„Fahrradstadt Bielefeld – Vorfahrt für den Wahnsinn!“

Gute Nacht!





Dienstag, 1. November 2011

Folge 3: "Wunstorf 1. Klasse"

Chapeau, Herr Grube!

Die Serviceoffensive bei der Bahn schlägt ein wie Bolle!
 Nicht nur, dass Sie in allerhöchstem Maße „zukunftsorientiert“ arbeiten (>>> Heute die Preise erhöhen, für Züge die bei Siemens noch als Bastelbausatz in den Lagerhallen herumranzen…), nein, auch bei „Stuttgart 21“ beweisen Sie ein feines Gespür für die Wünsche und Sehnsüchte des Gemeinen Bahnkunden.
Doch damit nicht genug!
 Auch bei den von mir äußerst geschätzten und häufig genutzten Regionalexpresszügen haben Sie die Zeichen der Zeit erkannt und eine ausgefuchste  Unternehmensstrategie entworfen, die mich vor Ehrfurcht in die Knie gehen lässt.
Schließlich wären Sie nicht vollkommen zu Recht einer der bestbezahlten Manager des Landes, wenn Sie auf das Dauerproblem der chronisch überfüllten Regionalzüge mit einem simpel gestrickten Lösungsvorschlag (z.B. größere Kontingente auf viel befahrenen Strecken…) reagieren würden.
Da muss man schon etwas über das kleine BWL Einmaleins hinaus denken…
Ich begrüße es jedenfalls ausdrücklich, dass Sie das Angebot an 1. Klasse Plätzen in den Regionalzügen nicht nur aufrecht erhalten, sondern auch weiter ausbauen.
Eine einzige Fahrt von Bielefeld nach Düsseldorf an einem normalen Samstagvormittag reicht vollkommen aus um letzte Zweifel zu verwischen, dass die paar Millionen die Sie Roland Berger & Co für deren Expertise in den Arsch geschoben haben, gut angelegtes Geld waren. Denn man muss schon eine ÄUSSERST ungünstige Abfahrtszeit wählen, um nicht, neben diversen herumwehenden Dornenbüschen noch MINDESTENS 2, 3 Passagiere über die zwei 1. Klasse Abteile  verstreut zu finden. (Ich würde sogar fast behaupten, im Morgengrauen schon Mal eine geschlossene 4er Gruppen erspäht zu haben!)
Das Angebot kann also getrost als "voller Erfolg" bezeichnet werden.
Und es ist ja nicht so, dass die Kapazitäten anderweitig gut genutzt werden könnten! – Schließlich hat man ja als normaler Bahnfahrer ein Anrecht auf den Kuschelfaktor, den man ja praktisch gleich mit dem 2. Klasse Ticket zusammen erwirbt– Man muss jedenfalls kein verklärender Romantiker sein, um die einzigartige Atmosphäre aus Genörgel, Gedränge und dem Duft von frisch ausgeschiedenem Schweiß als „Die  Schönste Art des Reisens“ zu bezeichnen.
Ach, was haben Sie mir nicht für schöne Stunden geschenkt Herr Grube…
Wie gerne denke ich zurück….
…an das erotische Knistern beim „Drängelpetting“ mit bärtigen Fußballfans und Rheinischen Kegeldamen…
…an den Kulturellen Zauber, den nur südländische Großfamilien mit Ihrer gedämpften Gesprächskultur hervorrufen können…
…und natürlich an den kribbelnden Nervenkitzel beim allseits beliebten „Fahrradmikado“…
Ach, Herr Grube…nicht nur ein Mal habe ich meinen Blick durch das überfüllte Mehrzweckabteil schweifen lassen, die Schönheit einer „Mc Donalds“ Tüte im Fahrtwind bewundert und gedacht: „Für kein Geld der Welt würde ich einen der vielen freien Plätze dort oben haben wollen…“

Ich bin Ihnen einfach nur dankbar Herr Grube...und teile zu 100% Ihre Meinung, dass man gerade als Volksunternehmen einer nölenden Bevölkerungsmehrheit nicht allzu viel Beachtung schenken sollte.
Und schließlich müssen Sie ja auch an den Unternehmensgewinn denken… Da ist es nur verständlich, das Sie sich so sehr um die vielen zahlungskräftigen Geschäftsreisenden kümmern, die ja nachgewiesenermaßen immer häufiger Ihren C-Klasse Mercedes in der Firmengarage stehen lassen um mit Ihren Regionalzügen 1.Klasse zu einem der diversen Geschäftstermine nach Wunstorf, Oelde oder einer anderen Wirtschaftsmetropole zu fahren…

Nein, wirklich: - Es ist schon gut so wie es ist!
Klar, Kleinigkeiten gibt es immer zu verbessern (Radachsen die nicht die Halbwertszeit einer Eintagsfliege haben, Personal das bei Customer Service nicht  tatsächlich an BAHNHOF“ denkt…na ja…und das die (land)wirtschaftlich bedeutenden Märkte von Oberkotzau und Hodenhagen bisher nur mit dem Bus zu erreichen sind – ist auf Dauer eigentlich auch kein Zustand…)
aber ich bin mir sicher, dass auch in dieser Hinsicht neben den 3 Glasmurmeln schon einige Lösungsvorschläge durch Ihren Kopf wirbeln…

Also: Sehr geehrter Herr Grube, ich kann nur sagen:
 Sie genießen – genau wie Online Casinos und „Hausfrauen ohne finanzielles Interesse“ – mein VOLLSTES Vertrauen und ich bin sehr zuversichtlich, dass Sie Ihren vorgeschienten Weg in den Abgrund konsequent beibehalten werden.
Daher möchte ich Ihnen heute aus vollem Herzen zurufen:
„Weiter so!“ und „Gute Nacht!“



Sonntag, 30. Oktober 2011

Folge 2: "Wissenschaftliche Arbeitstechniken"


Zunächst einmal möchte ich mich bedanken.
 Bedanken bei mir selber, für die unglaubliche Geduld, die ich während der letzten 5 Minuten aufgebracht habe.
Es war nicht immer einfach, und ich war mehrfach (besonders, als das spannende Urteil bei Richter Hold anstand…) kurz davor aufzugeben. Doch letztendlich habe ich mich durchgebissen und bin stolz, Ihnen allen, das Ergebnis von 3 Tassen Kaffee und einem kurzen Moment der Langeweile präsentieren zu können.



Ich habe ja schon so einige Erkenntnisse im Laufe meines (viel zu langen) Studentenlebens gewonnen (von Zimmern in den „nettesten“ WGs der Stadt ist dringend abzuraten, Tutoren zeichnen sich in den seltensten Fällen durch besondere Sachkompetenz aus (>>>„first-come, first-served“ darf in diesem Zusammenhang gerne mehrdeutig interpretiert werden) und, wer bei 35 Grad Celsius Mitte August in der Uni Bib zum Lernen ist, der hält Soziale Netzwerke tatsächlich für eine Erfindung des Internets…) doch eine der prägnantesten, über die ich mich immer wieder freuen kann, ist die, das an der Uni das Motto gilt: „Es kommt nicht die Bohne darauf an, WAS man zu sagen oder zu schreiben hat – Hauptsache ist doch, man unterfüttert, - welche Grütze auch immer - , mit der Referenzliteratur oder der empirischen Studie eines anderen akademischen „Genies“"…- oder um es  in der facebook Sprache zu sagen, Professor / Dr./ Autor…XY, klickt im übertragenen Sinne den „Gefällt mir!“ Button.
Eigenständiges Denken und Gesunder Menschenverstand sind ja schön und gut, aber während der Vorlesungen und Seminare doch bitte beim Pförtner abzugeben (>>> Ich habe da diese grandiose Monty Python Szene im Kopf – „Keine Logik! Keine Ideen! Freies Denken bitte abgeben….“Keine Logik! Keine Ideen! Freies Denken bitte abgeben!...“ )

Die Gleichung in der Uni Arithmetik lautet also in etwa so:

Machen = Aktiv selber etwas tun
NACHmachen = Das Gleiche tun, was jemand anderes auch schon tut / getan hat

Und daraus ergibt sich:

Denken = Eine legendäre Fertigkeit, die NUR und EXKLUSIV Leuten mit Abschluss und wichtigtuerischem Titel (Besonders toll finde ich hier   „Dr. multiplex“…schon dumm, wenn man so titelgeil ist und alle bloß denken man hätte über die Stumpfsinnigkeit von Avatar promoviert…) vorbehalten ist und aufgrund Ihrer Unberechenbarkeit äußerst spärlich eingesetzt werden sollte…
NACHdenken = Auf den ausgelatschten Geistigen Pfaden der anderen Wandeln…

Dann weiß man also auch, was gemeint ist, mit der Aussage „Lassen Sie uns Mal nachdenken…“
Genau!: „Her mit der Bücherliste!“ Und dann: NACHlesen! NACHlesen! NACHlesen! 
– Jap, machen wir! Am Besten im Geistigen Brutkasten, auch Uni Bibliothek genannt, wo soviel frischer Wind weht, wie in einem nordkoreanischen Luftschutzbunker (und zwar in wörtlichem und übertragenen Sinne!). In dieser „Lernatmosphäre“ sprießt die Kreativität natürlich wie ein Shiitake Pilz in Fukushima. Schade nur, das die Geistige Elite meiner Kurse mit dem Sozialverhalten eines Goldhamsters gesegnet ist und den Ausleihstatus sämtlicher relevanter Literatur für die nächsten 3 Monate Mal wieder auf „Nicht verfügbar“ gesetzt hat…( >>>Wenn man wirklich KOMPLETTE Bücher liest, zeugt das im Übrigen von der faszinierenden Fähigkeit sich auf das Wesentliche im Leben konzentrieren zu können….).
Aber zum Glück gibt es ja für jedes Fach eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen, die man sich „online“ abrufen kann.
Zeitschriften mit klangvollen Namen, wie das
  African Journal of Cross-Cultural Psychology and Sport Facilitation
 interpretieren natürlich bahnbrechende Erkenntnisse, wie dass der Ball rund ist, auf eine vollkommen neue Art und Weise…
Um dem ganzen System eine Daseinsberechtigung zu verschaffen muss man als gemeiner Student (also jemand, der nicht gleich mit dem Parteibuch durch gewunken wird…) schon ein NEU formuliertes Werk abgeben, was einen dann direkt in das so genannte „Bullshit Dilemma“ (Bauer Horst, 2002) führt – sprich, das Problem, den alten Mist in neue Hochglanzfolie bzw. Worthülsen zu packen.
Wenn wir jetzt Mal davon ausgehen, dass am Anfang der Forschung ein gewisser „Wissenspool“ bestand und Alles weitere sich daraus ergab – man also immer nur ein „Best of“ dieses Mülls zusammen sammelte –  denn verläuft die Entwicklung eben wie bei einer CD der Rolling Stones: Erst gibt es „Bullshit“, dann „The Best of Bullshit“, „The very best of Bullshit „ , „Bullshit – Remastered“…bis wir schließlich bei der Legacy Edition mit 3-seitigem Nachwort von der Stieftochter des Doktorvaters angekommen sind.
Bei dem Ganzen handelt es sich dann um einen klassischen Fall von Inzest würde ich sagen!
Das aber ein bisschen Durchmischung ganz vorteilhaft ist, dass kann man ja schon in manch ländlicher Gegend feststellen, wo die Dorffeste gleichzeitig das jährliche Familienfest ersetzen – Oder um es etwas komplizierter zu formulieren (bin ja schließlich Akademiker *schulterklopf*)…
Bei den Vätern großer Ideen / Erfolge handelt es sich eher selten um den Bruder von deren Mutter…
Aber egal – Hauptsache die Elaborationen werden geistig durch gewunken – und um da die Chancen exorbitant zu verbessern hier noch 2 ultimative Tipps für zukünftige Studentinnen bzw. Studenten: (Soll noch mal jemand sagen, das sei kein Service Blog…)

Tipp 1:         Essenziell für jedes Popel Paper (Man beachte die Alliteration!) ist eine dubiose Grafik, die im Allgemeinen den Aussagewert einer „Media Markt“ Werbung hat.
Wichtig:          Bitte immer möglichst prominent platzieren und folgende Punkte beachten:

-         Grundsätzlich ist nie etwas „isoliert“ zu betrachten
-         Alles wird von Allem beeinflusst >>> Pfeile immer in alle Richtungen
-         In die Mitte eine schöne Blase mit markanten Stichworten – beispielsweise „Heiße Luft“

Für ein perfektes Beispiel dieser wissenschaftlichen Kunstform empfehle ich die Betrachtung des Kauzschen LMAA Modells (2011), das der angegebenen Literatur zu entnehmen ist. Dort findet Ihr auch gleich noch die wichtigsten Sätze für die anschließende Interpretation (“Wie man deutlich erkennt steigt die Menge der gequirlten Scheiße exponentiell zur Anzahl der geschriebenen Wörter…“ usw.).




Tipp 2:          Das ganze Projekt steht und fällt mit dem Titel – und für den gelten sehr spezielle Regeln:

  1. Er darf auf KEINEN Fall in die Betreffzeile einer Email passen!
  2. Selbst wenn Ihr über die Bedeutung Deutscher Dialekte für die Deutsch – Deutsche Wiedervereinigung 1990 schreibt, heißt das nicht, das man nicht noch ein paar Fremdwörter einstreuen kann…
  3. Nach dem ersten Teil des Titels auf jeden Fall einen Bindestrich setzen und solche markanten Untertitel hinzufügen wie – „Eine kritische Analyse“

Wie man die einzelnen Punkte geschickt miteinander verwebt, für weitere Hinweise sowie einige gelungene Praxisbeispiele („ The sociocultural meaning of the copy & paste function for the development of the academic working field in the 21st century – a critical field analysis“ …usw.)
möchte ich auch in diesem Falle auf die Referenzliteratur verweisen.

Doch…, als Fazit kann ich sagen: „Uni find ich Spitze! – Und Wissenschaftliches Arbeiten sowieso!“
Machen „wir Akademiker“ also weiter wie gehabt, klopfen uns gegenseitig auf die Schultern und versinken im großen Sumpf des Scheinwissens…
Ich habe jedenfalls das Gefühl, das mir diese lauwarme Geistige Brühe schon bis zum Halse steht…

Gute Nacht!

Referenzliste:

Kauz, Wald, 2011, „Das große Buch der Wichtigtuerei – Substanzielles Grundwissen der Akademischen Schaumschlägerei“, Klug & Scheißer, Bielefeld

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Folge 1: Die "Charity Mobber"

Nein, ich habe auch HEUTE keine 2 Minuten Zeit für euch.
Nein, auch HEUTE finde ich euch nicht unheimlich nett, sympathisch und Vertrauen erweckend, wie Ihr da mit eurem Wanderzeltchen in der Fußgängerzone „campiert“ und Unterschriften für einen guten Zweck, (wahlweise Schutz westkaukasischer Zirkusbären, Rehabilitierung von traumatisierten Laborratten oder gerne auch ganz bescheiden Lösung des Welthungerproblems ) sammelt.
Und auch HEUTE habe ich kein schlechtes Gewissen, das ich einfach so an euch vorbei laufe ohne mich für eure Herzensangelegenheit zu interessieren. Ich meine, dass Ihr das, was Ihr tut natürlich aus voller Überzeugung tut -  und nicht etwa wegen der Kohle - , das kann man ja nun wirklich sofort heraushören, bei der großen Sachexpertise, die Ihr da so professionell wie ein Doku-Soap Schauspieler auf Pro Sieben aus euerm Poesie Album des Schreckens vorlest. Noch ein paar ranzige Polaroids, die Ihr unter Einsatz eures Lebens aus dem Internet herunter geladen habt und fertig ist der Dramaturgiebogen, der so unvorhersehbar ist, wie die Handlung eines Pilcher Romans.
„Unterschreiben Sie hier!“ und dann: „Ab mit Ihnen!“ - „Just Do It!“ - Charity to go sozusagen… Das mit dem Welt verändern fängt schließlich im gaaaanz  Klein…gedruckten an…
 Ja, Genau! Denn ICH mache ja den Unterschied (….von 2,50 Euro Provision auf Deinem Bankkonto Du Nervbolzen!).

Also: Wenn Ihr Mal die gesamte Kohle, die Ihr mit dem Vollsülzen von Leuten verdient habt, vor meinen Augen an die von euch gepriesene Organisation spendet, dann, ja DANN habe ich auch Mal 2 Minuten Zeit für euch!

Gute Nacht!