Freitag, 4. November 2011

Folge 4: "Fahrradstadt Bielefeld - Vorfahrt für den Wahnsinn!"


„Rückenwind: Fahrradstadt Bielefeld“ so heißt hier gerade eine aktuelle Ausstellung…
„Fahrradstadt Bielefeld“…, das muss man sich wirklich genüsslich auf der Zunge zergehen lassen, wie ein Toskanisches Trüffelparfait.
„Fahrradstadt Bielefeld“, das ist für mich genauso nahe liegend, wie „Öko Hauptstadt Bochum“ oder „Wohlfühloase Dachau“…
Denn die Stadt Bielefeld tut für Fahrradfahrer in etwa so viel, wie für Ihr bundesweites Image als Partyhochburg und Konzertmetropole (Ja, ja, Ihr Kölner, Hamburger etc. Ihr neidet uns vollkommen zu Recht solche regelmäßigen Highlights wie das Blockflötenkonzert von Hans-Jürgen-Hufeisen oder das Melancholie Festival mit Ron Diva und Freunden…).

„Fahrradstadt Bielefeld“ – wenn es jemanden gibt, der einen Hauptanteil daran hat, dass meine neue Heimat diesen Titel, aber so was von berechtigt trägt – dann ist es unser Oberster Verkehrsplaner!
Nein wirklich, - vom ersten Tag an hatte dieser Mann einen ganz großen Platz in meinem Herzen (und auf meiner persönlichen „Abschussliste“…) sicher und gilt bundesweit vollkommen zu Recht als eine Koryphäe auf dem Gebiet der „Entschleunigung“. Selten hat man Konfusion in so bewundernswerter Perfektion erlebt.
Man muss schon jahrelange Erfahrung in anderen Brandherden und Verkehrsknotenpunkten, wie dem Ostwestfälischen Moloch Borgholzhausen, gesammelt haben (wo noch das „Recht des Stärkeren Treckers“ gilt) um auf die Herausforderung von 2 oder gar 3-spurigen Hauptstrassen adäquate Lösungen zu finden.
Wo andere wieder in das unsägliche Deutsche „Gleichschaltungsdenken“ verfallen wären (Rot-Rot-Rot bzw. Grün-Grün-Grün), da kommt dieser Geistige Überflieger mit einer hochmodernen „Shuffle-Schaltung“ um die Ecke, die nicht nur Generation iPod vor Begeisterung und Vollbremsungen aus dem Fahrradsattel haut!
Entschleunigung! Das ist das Motto! Entschleunigung!
Und was soll ich sagen: Der Mann hat Recht! In dieser, unserer hektischen Zeit, da gönnen wir uns doch viel zu selten Mal einen Moment der Ruhe und Einkehr!
Da ist so eine Zwangspause auf der Verkehrsinsel doch eine angenehme Abwechslung – mit meiner poetischen Ader würde ich fast von einer „Oasenrast auf der Autobahn des Lebens“ sprechen wollen…
Ja, das sind diese kleinen Momente des Glücks, dort auf diesem Fleckchen Beton, das so breit ist, wie das Bett von Kate Moss.
Dort, wo man sanft von der Zugluft eines vorbeirauschenden Lastwagens umschmeichelt wird; wo das ölige Spritzwasser in sämtlichen Regenbogenfarben auf den Brillengläsern schimmert und man die Frische von „Cetan 55“,  a fragrance for and by MAN, einatmet.
Nein wirklich, diesem Mann verdanke ich – ebenso wie Herrn Grube (siehe vorheriger Post) einige der schönsten Momente meines Lebens.
Schade nur, dass er, -genau wie viele andere Wissenschaftspioniere, - zu Lebzeiten, nicht die Anerkennung erfährt, die ihm eigentlich gebührt…
Leute! Wirklich! Erkennt die grandiose Leistung dieses Menschen! Ich bin mir sicher: In ein paar Jahren werden nicht nur Sackgassen und Hohlwege nach dem Mann benannt, sondern selbst der Große Dr. Oetker, wird seinen Platz als Oberster Puddingkopf der Stadt abgeben müssen…
Daher fordere ich schon heute: „Wartet nicht, bis die bundesweite Öffentlichkeit die Verdienste dieses Genies erkennt und ihm mit 2-teiligen Biopics in der ARD (Mit Sebastian Koch als Planer und Veronica Ferres als Verkehrsinsel…) huldigt, sondern baut ihm schon heute ein Denkmal!!!
Gebührende Standorte wären meiner Meinung nach auf dem Hauptbahnhof – Ecke Links in dem Seitengang zum Klo… - oder aber gleich eingegliedert in das wunderbare Gesamtbild des Kesselbrink…
Doch nicht nur bei den Ampelschaltungen sind wir hier aber ganz weit vorne – auch bei der Bewahrung der historischen Bausubstanz aus dem Zweiten Weltkrieg (Filmtipp: „Im Gleichtritt zum Endsieg“ - Guido Knopp über Adolfs Geheimes Reichsradnetz)hängen wir den Rest der Republik aber um Meilen ab…
Und als zusätzliche Dreingabe ist das Radwegenetz auch noch als Geologische Erlebnisroute angelegt (Deutsche Schlaglochroute zwischen Bielefeld und Paderborn)bei der die metertiefen Krater einen interessanten Einblick in die Gesteinsstrukturen der hiesigen Erdkruste geben…

Man wäre allerdings nicht die Wissenschaftshochburg Bielefeld, würde man sich damit schon zufrieden geben! Nein, auch die Ausnutzung der Synergieeffekte die sich bei der Mehrfachnutzung von Fahrradwegen, als Standstreifen, Parkplatz und Altglassammelstelle ergeben, ist vorbildlich!
 Und auch, dass man jetzt im Herbst das Laub nicht nur liegen lässt, sondern gezielt auf den Radwegen „anhäuft“, um den vielen Stadtigeln, - die ja bevorzugt an Bordsteinkanten überwintern - , eine Behausung zu bieten, kann ich als Umweltfreund nur begrüßen…

Wenn ich dann manchmal, - vollkommen OHNE jeglichen Grund-, einfach nur weil ich so ein „CRAZY TYP“ bin, auf die Autofahrspur wechsele, dann – ja dann, bemerke ich innerhalb kürzester Zeit, dass auch die hiesige, Auto fahrende Bevölkerung neben „Arschloch“ und „Du Penner!“… „JA!“ sagt zur Fahrradstadt Bielefeld.
Getragen von einer Welle der Begeisterung und angespornt von einem Hupkonzert gegen das die Hochzeiten in Berlin Neukölln Kindergeburtstag sind, bemerke ich dann immer diese pulsierende Energie, die, - zusammen mit einigen FSK 18 Gedanken -  in mir hochsteigt. In diesen Fällen versuche ich, diese schönste Art der Anerkennung durch eine kleine Zugabe auf der linken Fahrspur zu würdigen…

Doch, „Fahrradstadt Bielefeld“, den Titel habt Ihr euch hier wirklich redlich verdient!
Nur an dem Slogan könntet Ihr vielleicht noch etwas arbeiten, - den finde ich fast noch etwas zu langweilig.
Wie wäre es denn mit:
„Fahrradstadt Bielefeld – Vorfahrt für den Wahnsinn!“

Gute Nacht!





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