(www.sepp-puchinger.at, www.spiegel.de)
Ah bella!
Da kann ich gar nicht so viel Salzwasser saufen, wie ich kotzen könnt!„Wenn man denkt es geht noch näher, kommt von irgendwo ein Felsriff her…“
War ja aber auch alles nicht auf den Karten verzeichnet, die der Signore da noch kurz in Rom bei den nigerianischen Flohmarktmatrosen direkt aus dem Seesack gekauft hat…Scheiße aber auch! Und auf das Navi hört man ja als echter Obermacho schon gar nicht, erst recht nicht, wenns `ne Frauenstimme ist! Außerdem war das ja auch akustisch alles so schlecht zu verstehen neben dem begeisterten Getute – „2 mal kurz, 1 mal lang, hau ihn rein, den Vorwärtsgang!“
Schlimm genug, dass diese schwimmenden Kleinstädte mit Ihren hässlichen Außen- und An-Bord Kussmundfratzen mittlerweile sämtliche Weltmeere mit Plastik, übelstem Treibstoff und gefühlten 200 dB an Lärm verpesten, - da muss man jetzt also noch einen drauf setzen – und zwar gleich einen besonders dicken Kahn auf mein geliebtes Giglio!
Großartig! Eine nautische Meisterleistung! Aber bei dieser unglaublichen Anzahl von schwimmenden Bespaßungsgulags, die unterwegs sind, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der erste Treffer versenkt wird. Echt, wenn die UN nicht so ein lahmer Haufen wäre, hätten sie dieser gewaltigen Schreckensflotte schon längst einen Werftriegel vorgeschoben, aber solange das Öl noch fließt und sei es nur ins Mittelmeer, da ist denen ja eh alles egal…
Und die Leute wollen es ja auch unbedingt! Denn so eine Schifffahrt, die ist lustig, wie in der Zwischenzeit sämtliche Altersklassen festgestellt haben.
AIDAdaus! denkt sich mittlerweile selbst meine Eventgeneration und gönnt sich die „ganz große Freiheit“ in einer 5 Quadratmeter Innenkabine…
Ja, früher war das Kreuzfahrtwesen mal noch eher etwas für das ältere Publikum …- sprich da haben diese Gammelfleischkutter schon mal die schönsten Plätze für die anstehende Seebestattung abgefahren und während man sich den Eierlikör aus der Schnabeltasse in den künstlichen Magen laufen lies, bestand das Entertainmentprogramm noch aus QVC Verkaufsnachmittagen und einer Komparsenrolle bei Traumschiff & Co. Da waren Zahl und Größe dieser Pötte doch immerhin noch überschaubar. Aber jetzt? Jetzt hat auch der moderne Tourist, die Kreuzfahrt in sein verfettetes Herz geschlossen!
Schön an den attraktivsten Plätzen der Welt vorbeigeschippert werden und den einzigen Finger, den man dafür noch krümmen muss, den hat man auf dem Auslöser von Digicam, Smartphone und Co.
Hier paart sich maximale Entspannung mit maximaler Unterhaltung – Eine Kombination wie Pech und Schwefel, die vom Niveau irgendwo unter der Wasserlinie herumschippert…
Aber Hauptsache ist doch sowieso, man kann die anderen zu Hause mit seinem tollen Reisebericht beeindrucken und da macht es eben einiges her, dieses Nobelleben an Bord:
Erst im Bordtheater die Gesangsversuche von gescheiterten Casting Show Teilnehmern anschauen, anschließend im Bordshop den gleichen Krempel wie in der heimischen Douglas Gaskammer kaufen und sich dann in einem von 10 Pools von einem gelangweilten Kleinkind auf die Rübe springen lassen. Toll! Und wenn dann endlich der Abend hereinbricht, kann man sich selbst bei Windstärke 10 noch ein paar Krabbencocktails hinter die Kiemen hauen, am Schiffsbug mit 50 anderen frisch verliebten Dutzi Dutzi-Pärchen für ein romantisches Leonardo di Caprio Foto mit der persönlichen Kate Wanstfett anstehen, sich den Fahrtwind durch die Geltolle wehen lassen und wenigstens einmal wie ein König fühlen (Es heißt übrigens „der König der Welt“ und nicht „von Mallorca“, aber Schwamm drüber…)
Super! Ja, so viel Freiheit fühlt Ihr wahrscheinlich sonst nur im offenen GTI Cabrio auf der Landstraße zum Mc Drive…
Nein, diese Clubschiffe sind doch das Pure Grauen und diese ganzen Reedereien können sich Ihre Redereien ja mal vollkommen sparen…Nachhaltigkeit? Ja klar! nachhaltigen Schaden richtet Ihr an, mehr aber auch nicht! Und jetzt an der Tragödie ist natürlich auch NUR der Capitano Schuld…Aha! Und anvertraut hat ihm das Schiff jetzt wer nochmal? Hat der bei der Bewerbung gesagt „Isch abe gar kein Auto!“ und Ihr habt daraus geschlussfolgert, dass er dann wohl ein Schiff braucht, oder was? Und die top-ausgebildete Crew, die ja „alle 14 Tage geschult wird“, ...nur eben leider nicht im Sicherheitstraining, sondern im Aufführen von grottigen Musicalrevues oder dem Aufsagen des Englischen Satzes „I am not a Chinese working slave in the laundry who has not seen the sunlight for 2 years…“ ??? – Habt Ihr mit allem nix zu tun! Das Unternehmen fährt sozusagen schon seit einigen Jahren auf Autopilot…Klar! Und Palstek ist ein Stück aus der Rinderhüfte…
Da krieg ich echt zu viel! Ich hoffe, das Drama hat wenigstens eine gute Seite und mit diesem Riesenkutter hat Signore Schettino auch gleich noch den gesamten Konzern versenkt! "Kurs Insolvenz liegt an – Maschinen volle Kraft bitte!"
Dann würde zumindest wieder etwas mehr Ruhe auf den Weltmeeren einkehren…
Aber bis es endlich so weit ist, könnt Ihr mich alle mal kreuzfahrtweise!
Gute Nacht!